Archäologie in Sachsen Anhalt / SB 30
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Beschreibung
Ackerbau über Jahrtausende hinweg
Während der Hund als gezähmte Form des Wolfes bereits seit rund 100 000 Jahren ein treuer Wegbegleiter des Menschen ist, wurde die Domestikation von Schaf und Ziege sowie Rind und Schwein erst vor ungefähr 12?000 Jahren, und zwar im Vorderen Orient, aufgenommen. Dort, in der naturräumlichen Gunstregion zwischen Euphrat und Tigris, begann zu dieser Zeit auch der gezielte Anbau von Getreide. Durch die Umstellung auf kohlenhydratreiche Nahrung wurde die Jahrtausende lang praktizierte eiweißreiche Zusammensetzung der Nahrung verändert und damit in die ernährungsabhängige Konstitution des Menschen eingegriffen. Dies hat maßgebende und bis heute erkennbare Auswirkungen und Folgen. Eine davon ist die rascher wieder einsetzende Geburtenfolge. Zusammen mit der durch Ackerbau bedingten Sesshaftigkeit kam es unweigerlich zur Bevölkerungsexplosion. Schon bald mussten neue Lebensräume erschlossen werden. Über das Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres wanderten immer wieder Bevölkerungsgruppen donauaufwärts nach Ungarn und Mitteldeutschland und sogar bis ins Pariser Becken. Gerade in Mitteldeutschland, insbesondere im Harzvorland, trafen die milde klimatische Bedingungen gewohnten Ackerbauern auf ähnliche Voraussetzungen wie in ihrer alten Heimat: hervorragende Bodenqualität bei geringen Niederschlagsmengen.
So verwundert es nicht, dass ausgerechnet auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts bereits vor 7500 Jahren eine von keiner anderen Region bekannte dichte landwirtschaftliche Aufsiedlung stattfand und sich eine Vielzahl verschiedener Kulturen herausbildete. Häufig haben diese ihren Verbreitungsschwerpunkt in Sachsen-Anhalt selbst, erkennbar an deren Bezeichnungen, die sich häufig an markanten Fundstellen orientieren. Die naturräumlichen Faktoren mit optimalen Standortbedingungen für Landwirtschaft und Gartenbau ließen im 19. Jh. in der Magdeburger Börde und dem Harzvorland zahlreiche Saatzuchtfirmen entstehen; beispielhaft seien Quedlinburg, Salzmünde, Aschersleben, Kleinwanzleben, Steinach und Bernburg genannt. Samen aus Aschersleben und Quedlinburg sind auch heute noch jedem Hobbygärtner ein Begriff.
Nach Ende des 2.?Weltkriegs zog das drei Jahre zuvor in Wien gegründete Institut für Kulturpflanzenforschung zunächst in die Domäne Gatersleben. Vor genau 75 Jahren wurde der Grundstein für das Institut gelegt. Es genießt Weltruf und bewahrt mit 150?000 Mustern die größte Gendatenbank für Kulturpflanzen in Europa. Am Standort selbst konservierte der Boden einmalige Zeugnisse der Menschheitsgeschichte. Diese wurden vor allem während der letzten 50 Jahre dokumentiert, sobald durch Baumaßnahmen in die alten, geschichtsträchtigen Kulturschichten eingegriffen wurde. Waren es anfangs mehrheitlich baubegleitende Beobachtungen, so wurden in den letzten Jahren großflächige Ausgrabungen im Vorfeld der Baumaßnahmen notwendig. Mit den geborgenen Funden der zurückliegenden 7500 Jahre schließt sich der Kreis zum heutigen Aufgabengebiet des in Gatersleben ansässigen Leibniz-Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung.