Luthers Lebenswelten

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Beschreibung

Gewiss besaßen die Erlebnisse in Worms, wo Martin Luther (1483-1546) sich vor Kaiser Karl V. verantworten musste, oder auf der Wartburg bei Eisenach. dem Ort der Bibelübersetzung, für den Reformator eine ganz besondere Bedeutung. Das Leben und Wirken des weltberühmten Reformators spielte sich jedoch weitgehend auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts ab: vor allem im damaligen Kursachsen und in der ehemaligen Grafschaft Mansfeld. Bislang war Martin Luther fast nur über seine Schriften und die daraus resultierende Literatur fassbar.
Unser Bild von ihm ist vorrangig durch seine im Schrifttum überlieferten Gedanken, seine angeblichen Selbstauskünfte – zumeist in den posthum aufgezeichneten »Tischreden« festgehalten und die Biografien geprägt. Originale Utensilien aus seinem Leben bzw. unmittelbaren Umfeld existierten bis vor wenigen Jahren kaum. Nun aber erweitern archäologische und bauhistorische Funde und Befunde von Luthers Geburts-, Eltern- und Professorenhaus die Quellenlage zu seinem alltäglichen Lebensumfeld und erhellen die Privatsphäre des großen Reformators auf eindrucksvolle Weise. Die neuen Sachzeugnisse aus Eisleben (2005/06), Mansfeld (2003) und Wittenberg (2004/05) gewähren faszinierende Einblicke in das familiäre Milieu von Kindheit und Ehejahren. Sie vermitteln ungeahnte Informationen zu Wohnen, Essen, Kleiden, Zeitvertreib und Arbeit den einfachen profanen Dingen der Alltagskultur Mitteldeutschlands, präsent und wirksam auch im Leben eines so bedeutenden Theologen. Boden- und Baudenkmalpflege haben diese Quellen zu Luthers Leben ans Licht gebracht und schaffen somit eine Basis zur weiteren Forschung, zur musealen Präsentation und somit zur Vermittlung neuer Erkenntnisse auch an die breite Öffentlichkeit. Es erweist sich also in exemplarischer, ganz außerordentlicher Weise die Bedeutung der Archäologie, will man neuartige und alte Vorstellungen und Grenzen überwindende Zugänge zur Vergangenheit gewinnen.
(Auszug aus dem Vorwort)